Der Kommissar, der Komödiant...

                                        ...der Tod und die Liebe

Koproduktion mit Tourneetheater Erich Kuhnen GmbH

mit Anja Franke, Tamara Hoerschelmann/Juliane Eyermann, Jan-Geerd Buss, Martin Lüttge

Buch und Regie: Holger Franke

(Premiere: 7.1.1997)

 


Ein Theaterkomödiant und ein Polizeikommissar. Was passiert, wenn die beiden aufeinandertreffen?

Ein Spieler mit verschiedenen Gesichtern, Identitäten, der die Wirklichkeit zum Theater macht und das Theater zur Wirklichkeit.

Ein Beobachter, der von verschiedenen Gesichtspunkten aus arbeitet, um die Wahrheit zu ermitteln, - für den nur Fakten die Wirklichkeit darstellen.
Was unterscheidet sie? Was verbindet sie?

Ist der Kommissar ein heimlicher Schauspieler, dessen Rolle es ist, sich durch das Theater der Wirklichkeit zu bewegen, zu sehen, wie die Menschen ihre Rollen spielen, sich belügen, betrügen oder gar in Verbrechen verstricken?
Ist der Komödiant nicht eine Art Ermittler, hinter dem wirklichen Leben her, das er verfolgt und untersucht, um alles, was ihm geeignet erscheint, zu Theater zu machen und ins Spiel zu bringen?

Was geschieht, wenn es einen echten Toten gibt, und ein Komödiant gesteht, der wirkliche Mörder zu sein? Was geschieht, wenn dann der Kommissar ihm nicht glaubt, und der Komödiant all seine spielerischen Fähigkeiten aufbieten muss, um seine wirkliche Schuld zu beweisen? Und wenn der Komödiant den Mörder nur spielt, aber so gut und wahr, dass er selbst glaubt, es wirklich zu sein? Und wenn der Kommissar ihm endlich glaubt, ist er dann überzeugt oder reingelegt worden - oder beides?

Was muss geschehen sein, wenn der Kommissar im Fortgang der Ermittlungen behauptet, der Mörder zu sein? Und es klingt sogar glaubwürdig, denn er hat ein Tatmotiv, und es gibt Indizien.

Und bei all dem geht es um einen toten Regisseur, der das Talent eines Schauspielers auf dem Gewissen hatte. Es geht darum, wie sich dieser sein Talent zurückerobert und welche Rolle dabei die Frauen spielen. Es geht um Frauen. Es geht um Liebe und um Kommissar Memlings letzten Fall. Dieser Fall ist er selbst und sein eigenes Leben, seine Liebe, alles, was seiner Rolle als Kommissar zum Opfer fiel.

Und natürlich geht es darum, den Kriminalhauptkommissar Flemming aus dem Fernseher abzuholen und wieder dem Theater zurückzugeben - soll er doch Memling heißen. Also: Raus aus dem Kasten, rauf auf die Bühne, auf dass er sich dort austobe, die Puppen und sich selber tanzen lasse, weder von Bildschnitten gekappt, noch dramaturgisch nivelliert, ungebremst und ungequotet. Denn dieser Kommissar ist ein Komödiant: Martin Lüttge. Ein Vollblutkomödiant auch der andere, sein Gegen- und Mitspieler: der unwiderstehliche Jan-Geerd Buss. Für die beiden ist das Stück entstanden und für Anja Franke, Lieblings Sekretärin in der ARD.


Presse:

„... Martin Lüttge spielt seine Rolle hervorragend: ein bißchen tapsig, kuschelig wie ein Bär, bisweilen anrührig. Der harte Kommissar, wie ihn die amerikanischen Serien profilieren, will und soll ihm nicht gelingen. Anja Franke überzeugt mit Herz und Schnauze als kesse, äußerst temperamentvolle Göre, die frivol und warmherzig zugleich ihre Ziele verfolgt. Liebenswert exzentrisch spielt Jan-Geerd Buss den in Ehren ergrauten und ‘vom Grauen bedienten’ Komödianten, der - nicht nur optisch - als ewiger Clown und Märchenonkel auftritt. Seine Bühne ist überall. Und man weiß bei ihm nie so recht, was ist Dichtung, was ist Wahrheit!" (Schwäbische Zeitung, Ausgabe Ravensburg, 21.1.1997)

„Ein Krimi im Geiste Shakespeares. Holger Frankes unkonventioneller Krimi ‘Der Kommissar, der Komödiant, der Tod und die Liebe’ wurde im Kurtheater enthusiastisch aufgenommen.

Shakespeare hätte an diesem Stück seine helle Freude gehabt - nicht nur, weil seine Sonette zitiert werden, sondern weil er sozusagen Inspirationsquelle und roter Faden dieser Komödie zugleich ist. Für Shakespeare ist die Welt ein Theater und umgekehrt. Liebe, Hass und Eifersucht bleiben auf ewig die Motivationen für menschliches Verhalten, also auch für Mord. Ebenso verhält es sich bei Frankes Kriminalkomödie, der als Kulisse einzig und allein das schäbige Büro eines Morddezernats dient.
Ein Theaterregisseur ist erschossen worden. Der Kommissar und seine Mitarbeiterin machen sich an die Aufklärung. Im Verlauf der Ermittlungen gerät jeder in Verdacht, nicht nur der vom Regisseur gepeinigte Komödiant Bossard, sondern auch die junge Polizeikollegin Merith, ja sogar der Kommissar selbst.
Franke, der sein Stück selbst inszeniert hat, geht es nicht nur um die Magie des Theaters und die Eifersüchteleien, die sich hinter den Kulissen abspielen. Vielmehr ist die Bühne die Folie, auf die das ‘wahre Leben’ projiziert wird. Die Liebe, so Frankes Credo, ist letztendlich die Grundmotivation für alles menschliche Denken, Fühlen und Tun. Wenn Frankes Theaterstück nicht unbedingt Shakespeares Format besitzt, dessen Geist atmet es auf alle Fälle. Die Bravo-Rufe des Publikums gelten vor allem den brillanten Schauspielern. Dem ‘Tatort’-erfahrenen Martin Lüttge als trunksüchtigem Mordkommissar, der seine Fähigkeit zur Liebe wiedergewinnt, zum Beispiel. Aber auch seiner jungen flipppigen Kollegin Merith, eine hinreißende Rolle, die Anja Franke, der Tochter des Autors, in der Tat auf den Leib geschrieben ist. Und natürlich Jan-Geerd Buss, der als Komödiant, der sich für die Inkarnation des Theaters hält, alle Facetten eines Clownwesens auszuspielen vermag. Applaus für dies fabelhafte Truppe!"
(Taunus Zeitung 28.2.1997)